Die Diätetik (lateinisch diaita = Lebensweise) ist eine naturheilkundliche Praktik und umfasst alle Massnahmen, die im Sinne einer geregelten Lebensweise zur Gesunderhaltung oder Heilung beitragen. Im Vordergrund stehen vor allem therapeutische Diätverordnungen.
Martin Nötzli dipl. Komplementärmedizin-Therapeut NVS Gesundheitspädagoge
kantonal approbiert
SISACH – GELTERKINDEN – BASEL – OLTEN – LUZERN – BERN
Die naturheilkundlichen Praktiken basieren auf der Vorstellung, dass der menschliche Körper normalerweise über ausreichend Selbstheilungskräfte verfügt, um sich selbst gesund zu erhalten und im Krankheitsfall zu heilen. Eine ungesunde Lebensführung, wie zum Beispiel falsche Ernährung, Mangel an Bewegung, Schlaf und frischer Luft sowie körperliche oder seelische Belastungen, kann die Eigenregulation des Körpers stören und dadurch Krankheiten auslösen. Bei einer Behandlung mit naturheilkundlichen Praktiken stehen nicht die einzelnen Krankheitssymptome im Mittelpunkt, sondern es wird versucht, die Selbstheilungskräfte des Körpers auf natürlichem Weg anzuregen und zu unterstützen. Sowohl alternative als auch konventionelle Gesundheitssysteme legen heute vermehrt Wert auf eine ausgewogene Ernährung. Diese sollte überwiegend aus pflanzlichen, ballaststoffreichen Lebensmitteln mit hoher Nährstoffdichte bestehen, das heißt einem guten Verhältnis von einerseits Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß und andererseits Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Günstig ist diese Nährstoffdichte bei Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Zucker und Weißmehl hingegen enthalten nur „Leerkalorien“. Eine Ernährungsumstellung dient bei Gesunden vor allem der Erhaltung der Gesundheit. Bei vielen chronischen Erkrankungen kann eine gesunde Ernährung dazu beitragen, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen. Zwingend notwendig ist das Einhalten von speziellen Diäten bei Krankheiten und Störungen, die durch die Ernährung beeinflussbar sind, wie zum Beispiel Diabetes oder ein erhöhter Cholesterinspiegel.
Im europäischen Raum gibt es die Humoralmedizin, die von den Hippkoratikern niedergeschrieben, und von dem römischen Arzt Galenos vervollständigt wurde. Neben Bewegung, gesunder Ernährung und dem seelischen Gleichgewicht setzt die traditionelle Medizin v. a. auf Pflanzenheilkunde (s. auch Heilpflanzen) und unterschiedliche Reiz- und Umstimmungstherapien, die im Laufe von Jahrhunderten erweitert wurden.
Jeder Mensch ist ein Individuum und braucht deshalb auch eine individuelle Therapie. Berücksichtigt werden muss bei der Diagnostik und Therapie die Konstitution des Patienten und der derzeitige Zustand.
Durch eine komplexe und in sich stimmige Philosophie und Therapie können Störungen des Flusses der Energien oder der Säfte positiv beeinflusst werden.
1. PHYTOTHERAPIE
(Behandlung mit Pflanzen und aus Pflanzen gewonnenen Stoffen) Das ist ja nicht wirklich neu, in der alten Volksmedizin weiß man schon lange von der Heilkraft bestimmter Pflanzen und Kräuter, z. B. als Teeaufguss. Außerdem gehen viele Medikamente auf Pflanzen zurück. Ein sehr wichtiges Herzmittel z. B., das „Digitalis“ wird aus einer Pflanze, dem Fingerhut, gewonnen.
2. ERNÄHRUNGSTHERAPIE
(= Diätetik, z. B. durch naturgerechte Vollwertkost) Nach dem Motto: „Der Mensch ist, was er isst!“ führen wir uns mit der Nahrung die Bausteine zu, aus denen der Körper dann die Produkte herstellt, die wir zum Leben brauchen. Fehlernährung ist häufig Ursache für Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Erkrankungen, von Magen-Darm-Erkrankungen über Bluterkrankungen, möglicherweise bis hin zur Krebsentstehung. Manchmal fehlen in der Nahrung wichtige „Vitalstoffe“ (Vitamine und Spurenelemente), die dann durch hochwertige Präparate ersetzt werden müssen. Nahrung hat Qualität, die über den Kaloriengehalt hinausgeht: z. B. ist Frischkost biologisch „besser“ als konservierte Kost. Essen ist nicht nur bloße Nahrungsaufnahme (wie das Betanken eines Fahrzeugs), es ist auch soziales Ritual und Genuss. Essverhalten und Psyche (seelische Befindlichkeit) stehen in einem wechselseitigen engen Zusammenhang.
3. BEWEGUNGSTHERAPIE
(aktiv: Sport, Gymnastik; passiv: Physiotherapie, Krankengymnastik) Der Körper des Menschen ist angelegt, um „in der Steppe wilde Tiere zu jagen“. Die moderne Lebensform führt aber vermehrt zu sitzender Tätigkeit, der Bewegungsapparat verkümmert, die Muskel werden schwach, der Kreislauf wird nicht trainiert, das Herz lässt in seiner Leistung nach. Bewegung ist auch Ausdruck der Lebendigkeit eines Menschen, wir erobern die Umwelt und ergreifen die Welt. Erkrankungen des Bewegungsapparates können deshalb auch tiefgreifende psychosomatische Qualität haben, man fühlt sich in seinem gewohnten Leben behindert. Mit einer guten Therapie kann man Bewegungsraum zurückgewinnen, auch die Lebenslust kann wieder zunehmen.
4. HYDROTHERAPIE
(Behandlungen mit Wasser – z. B. das berühmte „Wassertreten“ – und Thermotherapie) Hydrotherapie umfasst unter anderem Bäder, Waschungen, Abreibungen, Bürstungen, Dämpfe, Güsse und Wickel, jeweils kalt oder/und heiß, zusätzlich auch mit pflanzlichen Zusätzen, für den ganzen oder nur für Teile des Körpers. Im weiteren Sinn zählt auch das Saunabaden dazu. Bei der Wärmetherapie (Thermotherapie) wird zwischen Wärmeentzug (Kryotherapie) mit kalten Packungen (z. B. durch Eis) und Wärmezufuhr (Wärmetherapie), z. B. durch einen erhitzten Heublumensack, unterschieden.
5. ORDNUNGSTHERAPIE
(bewusste aktive „Lebens-Ordnung“, seelische Situation: Psychotherapie und Soziotherapie).
Für Sebastian Kneipp war die Ordnungstherapie besonders wichtig, er legte großen Wert auf die Umstellung der Lebensgewohnheiten seiner Patienten. Heute spricht man von Lebensstiländerung oder von “Lifestyletherapy”. Man meint damit, dass es fragwürdig ist, nur eine kurzfristige Verbesserung durch ärztliche Therapie herbeizuführen, wenn nicht gleichzeitig die Ursachen in das Blickfeld treten, die zur Erkrankung geführt haben.
6. INDIKATION
Indikationen sind vor allem Abwehrsteigerung (Abhärtung und Infekt Vorbeugung), Gefäßtraining, Kreislaufstörungen, Krankheiten des rheumatischen Formenkreises, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Asthma, Erkrankungen des Verdauungstraktes, lokale Entzündungen, Fieber, allgemeine Erschöpfung, psychovegetative Krankheitsbilder, Stoffwechselstörungen, vegetativ- funktionelle Störungen (zur geistigen und körperlichen Aktivierung oder Dämpfung, also zum „Ausgleich“)…. Wie die weitverbreitete Selbstbehandlung zeigt, ist der Anwendungsbereich pflanzlicher Arzneien und sonstiger Pflanzenstoffe sehr weit (bei länger anhaltenden Störungen muss man aber immer ärztlichen Rat einholen). Eingesetzt werden Phytotherapeutika z. B. bei Erkältungskrankheiten (Husten, Schnupfen, Heiserkeit, auch bei Bronchitis) und anderen Atemwegserkrankungen, bei Verdauungsstörungen, Nieren- und Blasenerkrankungen, rheumatischen Erkrankungen, in der Frauenheilkunde und auch bei seelischen Verstimmungen.